11. Reisetag – Freitag, 27.12.2024 – Seetag
Heute war ein ganz normaler Seetag ohne Höhen und Tiefen.
Einzig erwähnenswert ist vielleicht der Diebstahl eines halben Mohnbrötchens.
Und das kam so:
Am Frühstücksbuffet nahm sich Doris ein Mohnbrötchen, teilte es mit dem dort bereitliegenden Brotmesser in zwei Hälften und legte diese auf den Toaster, um selbige so ein wenig aufzupeppen. Nachdem sie noch diverse Leckereien vom Buffet eingesammelt hatte, kehrte sie zum Toaster zurück, um ihre Brötchen abzuholen. Da aber statt zwei nur noch ein halbes Brötchen auf dem Toaster lag, entfuhr ihr der Schreckensruf: „Da hat doch tatsächlich jemand mein Brötchen mitgenommen!“.
Ein in der Nähe stehender Herr spendete ihr mit Hinweis auf das vorhandene Buffet den zwar gutgemeinten, aber wenig passenden Trost: „Es ist ja noch von allem genügend da.“
Denn der Dieb kam ja ungestraft davon und Doris hatte jetzt nur noch die Wahl, entweder mit einem halben Brötchen zu darben oder sich mit eineinhalb Brötchen der Völlerei hinzugeben.
12. Reisetag – Samstag, 28.12.2024 – Arrecife/Lanzarote/Kanaren/Spanien
Sowohl die ARTANIA als auch das Phoenix-Schiff AMADEA waren heute auf dem Weg nach Arrecife, um am frühen Nachmittag dort einzutreffen.
Auf See beglückt uns unser Kapitän regelmäßig mit seiner 10-Uhr-Ansprache. Allerdings wiederholt er oft nur noch einmal mit eigenen Worten das, was der Kreuzfahrtdirektor wenige Augenblicke vor ihm bereits durchgesagt hatte. Oder er teilt uns lediglich irgendwelche Belanglosigkeiten mit, aber heute hatte er eine echte Nachricht. Die AMADEA werde sich etwas verspäten, weil sie vor der Küste von Lanzarote auf ein Flüchtlingsboot mit ca. 20 Leuten getroffen ist. Die AMADEA begleitet jetzt dieses Boot so lange, bis die Küstenwache eintrifft und sich um die Flüchtlinge und das Boot kümmern wird.
Die "Mein Schiff 5" lag an einer ganz anderen Pier, sodass wir uns nicht gegenseitig ins Gehege kommen konnten.
Die ARTANIA legte pünktlich um 13:00 Uhr an der Pier in Arrecife an.
Phoenix bot neben den üblichen Ausflügen auch einen Strandtransfer in den ca. 15 Kilometer entfernten Ort “Puerto del Carmen“ an. Der Transfer sollte 19,00 € pro Person kosten. Doris hatte jedoch über Google Maps und der Internetseite des örtlichen Verkehrsbetriebs (https://arrecifebus.com) herausgefunden, dass sich in der Nähe unseres Liegeplatzes eine Bushaltestelle befindet, von wo wir mit dem Linienbus Nr. 3 ebenfalls nach Puerto del Carmen kommen können und zwar für 3,40 € pro Person (hin und zurück).
Und Glück hatten wir bei dieser Aktion auch noch. Die Busse verkehren halbstündlich und als wir an der Bushaltestelle ankamen, kam schon nach 2 Minuten unser Bus.
Wir stiegen in Puerto Del Carmen auf gut Glück an der Station “Costa Mar“ aus. Hier befindet sich ein sehr breiter Strand, aber ansonsten steppte hier jetzt nicht gerade der Bär.
Eine Ausnahme bildete eine Bude, an der sich viele Leute für den heutigen “Carrera Navidena“ registrieren ließen. „Carrera Navidena“ ist ein 5-Kilometer-Weihnachts-Volkslauf für die ganze Familie.
Die Funktion dieses Turms hat sich uns nicht erschlossen, aber den Cache, der hier gut versteckt war, haben wir gefunden.
Wir nahmen nicht an diesem Lauf teil, sondern hoben stattdessen 2 Geo-Caches und fuhren mit dem Bus wieder zurück.
Auf der Hinfahrt hatten wir gleich beim ersten Stopp einen Lidl gesehen. Deshalb stiegen wir jetzt hier aus, um noch ein wenig zu shoppen. Danach machten wir uns zu Fuß auf zum Hafen. Google Maps meinte, dass ein Fußgänger die Strecke in einer knappen halben Stunde schafft.
Durch diese Mondlandschaft führte einmal ein direkter Weg zum Hafen. Der war nun gnadenlos weggebaggert.
Aber hier irrte Google. Wegen großer Baumaßnahmen war der Fußgängerweg, der normalerweise quer durch Lavafelder führte, gesperrt bzw. gar nicht mehr vorhanden.
Also mussten wir den wesentlich weiteren beschwerlichen Weg an der Hauptstraße entlang um das Lavafeld herum wandern, aus Sicherheitsgründen hinter der Leitplanke.
Zu allem Übel mussten wir am Hafen noch durch eine Sicherheitskontrolle. Neben der ARTANIA und der AMADEA lag noch die AMBITION von der Reederei Ambassador Cruise Line an der Pier. Also mussten von 3 Schiffen die heimwärts ziehenden Passagiere abgefertigt werden. Es standen aber nur 2 Gepäckscanner (für die Rucksäcke, Gürtel etc.) und ein einziger Personen-Scanner zur Verfügung, logisch, dass sich eine sehenswerte Warteschlange bildete.
Vor uns verließ die AMADEA Arrecife.
In Mindelo auf den Kapverden werden wir wieder aufeinander treffen.
Um 20:00 Uhr verließ die ARTANIA ihren Liegeplatz mit Kurs auf die Nachbarinsel Teneriffa.
13. Reisetag – Sonntag, 29.12.2024 – Santa Cruz/Teneriffa/Kanaren/Spanien
Anlegen 8:00 Uhr, Ablegen 13:00 Uhr.
An Tagen mit so einer kurzen Liegezeit kann man als Passagier zwar gut einen Ausflug mit Phoenix machen, aber die “Freigänger“ haben da eher schlechte Karten, insbesondere wenn das Schiff einen derart suboptimalen Liegeplatz hat, wie die ARTANIA heute.
Die Pier ist mehr als einen Kilometer lang und wir lagen ganz hinten.
Vor uns hatte die AMBITION, die wir noch von gestern kannten und das MSC-Schiff Opera festgemacht.
Für die beiden großen vor uns liegenden Schiffe gab es einen Shuttleservice zum Hafenausgang, für uns natürlich nicht.
Nichtsdestotrotz freuten wir uns sehr auf den heutigen Landgang, denn wir wollten uns mit unserer guten Freundin Katharina treffen, die über Weihnachten und Neujahr im Nord-Westen der Insel Urlaub macht. Per Bus kam sie hier nach Santa Cruz an die Nord-Ostspitze der Insel.
Gegen 9:00 Uhr trafen wir an der Plaza de España unter großem Hallo zusammen. Wir setzten uns erst einmal in ein Café, um in Ruhe einen Schwatz halten zu können.
Danach statten wir dem sonntäglichen Flohmarkt und der Obst-Markthalle einen Besuch ab.
Um 12 Uhr waren wir wieder zurück auf dem Schiff, diesmal ohne jegliche Kontrolle. Weder für den Bordausweis noch für unsere Rucksäcke interessierte sich ein Mensch außerhalb der ARTANIA.
14. Reisetag – Montag, 30.12.2024 – Seetag
An Seetagen findet regelmäßig in „meinem Büro“, sprich in der Bibliothek, ab 14 Uhr ein Skatturnier statt. Das bedeutet, dass von 8 Tischen 6 für das Turnier reserviert werden und so für die Nicht-Turnier-Teilnehmer, die den größten Teil der Passagiere ausmachen, nur noch zwei Tische übrigbleiben.
In der Vergangenheit konnte, wenn alle Tische belegt waren, in die Bodega-Bar ausgewichen werden, weil auch dort passende Tische und Stühle zum Arbeiten und Spielen zu Verfügung stehen, im Gegensatz zu Harry’s Bar, wo es nur niedrige Cocktail-Tischchen gibt.
Aber die Bodega gibt es in dieser Form nicht mehr. Beim letzten Werftaufenthalt vor einigen Wochen wurde sie zu einem „Pichler‘s“ umgebaut und umfunktioniert.
Namensgeber für das Pichler’s ist der “Culinary Director“ von Phoenix, das heißt, er ist der Ober-Chefkoch und zuständig für alle Phoenix-Kreuzfahrtschiffe.
Das Pichler’s ist nun ein Spezialitätenrestaurant mit einem besonderen Abendmenü. Um in den Genuss des von Pichler kreierten Dinners zu kommen, muss man sich anmelden, um einen Platz zu reservieren.
Als wir vor einigen Tagen an einem frühen Nachmittag keinen freien Platz mehr in der Bibliothek fanden, wollten wir, wie gewohnt in Bodega-Bar bzw. jetzt ins Pichler’s ausweichen, aber da waren schon alle Tische eingedeckt, sodass wir unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten.
Auch am heutigen Seetag sollte am Nachmittag ein Skatturnier stattfinden und dazu wurden um 11:00 Uhr laminierte Reservierungsschilder auf die Tische gelegt.
Das brachte eine Dame auf den Gedanken, wenn für Skatspieler reserviert wird, warum nicht auch für Bridgespieler.
Sie frage in der Bibliothek eine junge Phoenix-Mitarbeiterin, ob sie für ihre Bridgerunde nicht auch einen Tisch reservieren könne. „Machen Sie!“ war die kurze, positive Antwort der Phoenix-Dame.
Ein Din A4 Blatt mit „Reserviert für Bridge“ war schnell geschrieben ...
... und zur Sicherheit wurde auch gleich das gesamte Bridge-Equipment aufgebaut.
Blieb also für den Nachmittag nur noch ein Tisch für die restlichen ca. 800 Passagiere übrig, der nicht reserviert war.
Als zufällig der Kreuzfahrtdirekter vorbeikam, konnten wir im lockeren Gespräch unsere Sichtweise zu den Reservierungen schildern, dass wir "private“ Reservierungen genausowenig prickelnd fänden, wie auch die (See)-täglichen Skat-Reservierungen. Unser Unmut basierte natürlich auf rein egoistischen Überlegungen, weil an solchen Tagen möglicherweise unser Büro geschlossen bleiben müsste.
Aber unser sehr geschätzter Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer wusste Rat: „Ihr könnt doch ins Pichler’s ausweichen“. Dass dort schon nachmittags voll eingedeckt war, war gegen eine getroffene Vereinbarung zwischen dem Kreuzfahrtdirektor und der Restaurantleitung. Einige Tische sollten nämlich bis 17:00 Uhr nicht eingedeckt werden und frei bleiben, um sie für Spielen, Basteln etc. freizuhalten.
Jörn Hofer versprach sofortige Abhilfe. Und so war es auch.
Am Nachmittag konnten wir nach der Kaffeestunde ins Pichler’s ausweichen, da die Bibliothek voll war.
Wir waren’s voll zufrieden und: „Gut, dass wir darüber gesprochen haben“. 😊
Während der Kaffeestunde hatten wir Spaß, als wir beobachteten konnten, wie eine Passagierin aus dem zur Deko aufgestellte Lebkuchenhaus einen der dort verbauten Marshmallows mit viel Mühe aus dem Dach löste und genüsslich verspeiste.
Zum Glück sind solche Fälle der Genussmittelbeschaffung eher selten (kommen aber vereinzelt doch hin und wieder vor), sonst wären die überall auf dem Schiff platzierten Lebkuchenhäuser in Kürze nur noch Lebkuchen-Bau-Ruinen.
Am Abend wechselten wir von Harry’s Bar in die Casablanca Bar, um dort den von “Doro“ unterhaltsam und gekonnt vorgetragenen Musical-Liedern zu lauschen.
15. Reisetag – Dienstag, 31.12.2024 (Silvester) – Mindelo/São Vicente/Kapverdische Inseln
Von ganz hinten werden die Fotos nicht ganz so brilliant. Aber man erkennt Jörn Hofer trotzdem ganz gut.
Bis 17:29 Uhr hatten wir noch einen ganz normalen Seetag und ab 17:30 Uhr begannen die Silvesterevents und zwar mit dem 20-minütigen Bühnenstück „Dinner For One“ in der Atlantik-Show-Lounge mit unserem Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer als Butler James.
Besonders die Leute, die rechts hinter dieser stehenden Dame saßen, hatten schlechte Karten. Sie wollte tatsächlich so die gesamte Aufführung mit ihrem Smartphone filmen. Als Sie zur Ordnung gerufen wurde, trollte sie sich murrend.
Zwei Phoenix-Reiseleiterinnen übernahmen die beiden anderen Rollen, als da wären, die 90-jährige Miss Sofie und der liegende Tiger, über den der Butler bekanntermaßen immer stolperte.
Nach dem Besuch dieses Spektakels mussten wir auch schon gleich raus aufs Promenadendeck, denn wir machten in Mindelo fest.
Genau gegenüber von unserem Liegeplatz lag die AMADEA, die schon einige Stunden vorher angekommen war.
Mittlerweile war auch der Silvester-Gala-Abend im vollen Gange, dem wir uns bekleidungstechnisch natürlich angepasst haben.
Gegen 23:00 Uhr begaben wir uns zur Silvester-Party in die Phoenix Bar am Heck der ARTANIA. In diesem Jahr spielte hier nicht die Haus-Band, die stattdessen in der Pazifik Lounge auf Deck 9 einheizte, sondern ein Diskjockey sorgte mit entsprechender Musik für Stimmung.
Die Phonzahl konnte allerdings locker mit jedem Heavy Metall Konzert mithalten. Wir flohen deshalb drei Decks höher, wo die Lautstärke dann erträglich war.
Das eigentlich Highlight bestand darin, dass Doris in diesem Jahr mit alkoholfreiem Sekt um Mitternacht mit mir anstoßen konnte.
Wieso soll das ein Highlight gewesen sein? Da muss ich etwas weiter ausholen.
Silvester 2017, auf der AMADEA floss kurz vor und nach Mitternacht der Sekt in Strömen, aber für Doris, die keinen Alkohol trinkt, war nirgends ein Glas Orangensaft aufzutreiben und sie konnte daher mit mir nicht anstoßen, was sehr betrüblich war.
Aus dieser Erfahrung haben wir gelernt, dass wir uns um den Mitternachts-O-Saft selbst kümmern müssen, indem wir entweder den Bar-Manager oder alternativ den Hoteldirektor bitten, doch dafür zu sorgen, dass für Doris um Mitternacht ein Gläschen O-Saft zur Verfügung steht. Das hat dann auch mehr oder weniger gut geklappt. Nur einmal wurde der O-Saft-Wunsch dann doch vergessen und ein Kellner musste ihn dann von irgendwoher organisieren und kam gerade noch rechtzeitig kurz vor 24:00 Uhr damit zurück. Aber jedenfalls blieb seither Doris nie mehr auf dem Trockenen.
Eigentlich ist es Standard auf den Phoenix-Schiffen, dass z. B. beim Sektempfang beim Eintreffen der Gäste am Anfang einer Reise oder bei Auslaufpartys die Kellner neben den Gläsern mit Sekt auch immer Gläser mit O-Saft auf dem Tablett haben – nur eben an Silvester nicht und das ist grundsätzlich all die Jahre gewesen und war auch so dieses Silvester 2024.
Ob dem ein Aberglaube, etwa die Angst vor Klabautermännern, zu Grunde liegt oder ob einfach im Phoenix-Silvester-Organisationshandbuch das Kapitel “Organensaft“ fehlt, blieb uns bisher verschlossen.
Aber die Geschichte ging trotzdem sehr gut aus!
Nämlich gestern (30.12.) beim Frühstück kam die „Maître d’hôtel“, Gülten Cebeci, von allen nur Gül genannt, auf uns zu und fragte, was sie uns denn Gutes tun könne.
Sie wusste, dass wir, wie die Jahre zuvor auch, mal wieder das für die Weltreisegäste ausgerichtete Spezial-Dinner geschwänzt hatten, weil erfahrungsgemäß unsere proletarischen Geschmäcker mit der Menüfolge, wie z. B. Lobster und sonstigen exotischen Köstlichkeiten, nicht kompatibel sind.
Als Ersatz dürften wir uns etwas zu trinken wünschen. Doris erklärte, dass Sie mit einem Glas Orangensaft oder einem Gläschen alkoholfreien Sekt an der Phoenix Bar zum morgigen Jahreswechsel voll zufrieden wäre. Gül erhöhte auf eine ganze Flasche Sekt und mein Wunsch nach einem Weizenbier erhielt einen Upgrade auf eine Flasche Wein.
Am heutigen Silvesterabend in Harry’s Bar versicherte uns der Bar-Manager Juanico Amido de Guzmann noch einmal, dass bezüglich Sekt und Wein für uns an der Phoenix Bar alles vorbereitet sei. Er selbst wird dort auch anzutreffen sein, damit sichergestellt ist, dass wir unsere Goodies bekommen.
Und so war es dann auch. Trotz des Trubels und des Stresses, den der Bar Manager, die Kellnerinnen und die Kellner hatten, um die feiernde Meute zu versorgen, wurde ein Kellner abgestellt, die Gläser, die Flasche Sekt für Doris und die Flasche Wein für mich hoch zu uns auf Deck 7 zu bringen.
Für diesen tollen individuellen Service sagen wir ein ganz herzliches: „Dankeschön!“.
Der Count-Down erfolgte traditionsgemäß durch den Kapitän mit 12 Schlägen auf einer Schiffsglocke.
Doris und ich verspeisten, ebenfalls traditionsgemäß, einen Berliner (bzw. Kreppel, wie wir Hessen sagen).
Das Feuerwerk, dass die Stadt Mindelo gezündet hat, war recht beeindruckend und dauerte stolze 20 Minuten.
Kurz vor 1:00 Uhr waren wir dann im Bett, während die AMADEA schon wieder ablegte. Die AMADEA hat es etwas eiliger als wir, da deren Weltreise “nur“ 128 Tage dauert. Die Route ähnelt zwar der unseren, führt allerdings nicht um ganz Südamerika herum , sondern nimmt die Abkürzung durch den Panamakanal.
Und jetzt schau’n wir erst mal, was uns das neue Jahr bringen wird!
16. Reisetag – Mittwoch, 01.01.2025 (Neujahr) – Mindelo/São Vicente/Kapverdische Inseln
Ich bestellte mir das angebotene Katerfrühstück, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass man das auch ordern darf, wenn man keinen Kater hat.
Doris hat sich bereits eine Erkältung eingefangen, sodass heute keine größeren Aktivitäten auf dem Programm standen.
Wenn man aus dem Hafen herauskommt und sich nach rechts wendet, gelangt man in die City von Mindelo. Diesen Weg waren wir bereits zweimal gegangen, sodass wir diesmal nach links abbogen, wo wir zu einem hübschen Stadtstrand kamen.
Nach einem kurzen Fotostopp machten wir wieder kehrt, hoben noch schnell einen Geo-Cache und kehrten alsbald wieder zurück zum Schiff.
Um 17:00 Uhr legte die ARTANIA ab. Das Ablegemanöver beobachteten wir, wie so oft, auf dem Außendeck. Das Ablegen, verbunden mit einem neuen Ziel hat, obwohl schon so oft zelebriert, für uns nichts von seiner Faszination verloren.
17. Reisetag – Donnerstag, 02.01.2025 – Praia/Santiago/Kapverdische Inseln
Praia ist die Hauptstadt der kapverdischen Inselgruppe und ist mit 140.00 Einwohnern die größte Stadt des Landes.
Phoenix bot neben den typischen Ausflugsangeboten, wie z. B. eine Inselrundfahrt, für 7 € auch einen Shuttle in die City an und zusätzlich einen Transfer (ohne Betreuung durch eine örtliche Reiseleitung) in das ca. 15 Kilometer entfernte Cidade Velha (19 €/Person).
Diesen Transfer hatten wir gebucht.
Nach dem Frühstück entschied Doris, dass sie trotz der typischen Erkältungssymptome, wie Husten, Schnupfen und Abgeschlagenheit, den Transfer (mit Maske) mitmachen wollte.
Nach einer ca. 30-minütige Fahrt durch ein karge Gebirgslandschaft (erst hoch, dann wieder runter) erreichten wir gegen 11:00 Uhr das Städtchen Cidade Velha (deutsch: Alte Stadt).
Die Leute leben hier vom Fischfang, Landwirtschaft (Zuckerrohr, Kokosnüsse, Mangos) ...
... und vom (noch recht bescheidenen) Tourismus.
Etwas abseits vom touristischen Marktgeschehen, war dieser Verkaufstisch für die einheimische Kundschaft ausgelegt.
Auf dem Marktplatz wartete man schon auf die Touristen. Auf Tischen wurde ein größeres Angebot mit dem üblichen Andenken-Schnick-Schnack präsentiert.
In einem kleinen Kulturzentrum hingegen konnte man wirklich hübsche kunsthandwerkliche Arbeiten kaufen. Aber unsere Wohnung zu Hause ist bereits gut mit entsprechenden Mitbringseln gefüllt.
Der Pranger am Ort des historischen Sklavenmarktes.
Über drei Jahrhunderte waren die Inseln Schauplatz des transatlantischen Sklavenhandels.
Die Sehenswürdigkeiten waren schnell abgeklappert, als da sind der Pranger am historischen Sklavenmarkt und die „Rua da Banana“, die Bananenstraße, die älteste Straße der Kapverden.
Auf unserem kleinen Rundgang bemerkte ich plötzlich, dass meine Füße nicht, wie auf unseren Landgängen üblich, in dem halbhohen, stabilen, mit einer Profilsohle ausgestattetem Schuhwerk steckten, ...
... sondern ich nur meine leichten, halbhohen, textilen Bordschühchen trug.
Das nahm mit jetzt gehörig Wind aus den Segeln, kann ich doch Doris wegen ihrem Start der Weltreise in Hausschuhen nicht weiter aufziehen.
In einem hübschen Restaurant, dem "Restaurante Old City“ mit herrlichem Blick auf die Bucht, machten wir es uns bis zur Abfahrt unseres Busses um 14:30 Uhr bequem.
Die Preise waren für europäische Verhältnisse moderat - Cola oder Bier: 200 Kap-Verde-Escudo (CVE), das sind ca. 1,80 €, Hamburger mit Spiegelei und Pommes für 400 Escudos. Geschenkt, dass wir auf den Burger über eine Stunde warten mussten, da unsere Bestellung irgendwo untergegangen war, sowas kann passieren. Das Bier kam ja dafür sofort und war immer wunderbar gekühlt.
Dass der Burger, weil dann wohl auf die Schnelle zubereitet, halb roh war und wir den größten Teil übriglassen mussten, Schwamm drüber, die Pommes waren ja in Ordnung.
Auch das Bezahlen sollte eigentlich problemlos mit Kreditkarte funktionieren, zumindest theoretisch. Wegen Verbindungsproblemen mit dem Internet konnte das mobile Kartenlesegerät die Zahlung von 1.400 Escudos nicht abwickeln, wie uns die Bedienung erklärte. Also zahlten wir 15 € in bar, mangels Escudos.
Auf dem Schiff, als wir wieder Verbindung zum Internet hatten, bekam Doris eine Nachricht auf ihr Handy, dass von ihrer Kreditkarte 1.400 Escudos abgebucht worden seien.
Wir sind also auf einen ganz profanen Beschiss reingefallen.
Nachdem nämlich Doris ihre Kreditkarte kontaktlos dem Lesegerät präsentiert und ihre PIN eingegeben hatte, nahm ihr die Bedienung das Gerät sofort aus der Hand und machte uns auf Portugiesisch und viel Gestik klar, dass die Zahlung nicht geklappt hätte. Zur Demonstration streckte sie das Gerät in die Höhe, um anschließend mit betrüblicher Miene aufs Display zu schauen, um zu signalisieren: „Kein Netz!“
Noch völlig arglos, zahlten wir in bar.
Jetzt bringt uns der Verlust des abgebuchten Betrags von umgerechnet 12,70 € nicht um die Existenz, aber so etwas ärgert uns tierisch.
Jetzt könnte man das auch mit der allgemeinen Armut der Bevölkerung entschuldigen, aber gerade Leute, die an vorderster Front im touristisch-gastronomischer Umfeld einen Job haben, wie unsere weibliche Bedienung, sind gegenüber anderen Inselbewohnern sicherlich privilegiert.
Ich habe aus Prinzip den Vorfall per Mail der örtlichen Polizei gemeldet und auch über die E-Mail-Adresse des Restaurants angefragt, ob es sich nur um einen Irrtum oder um Betrug handeln würde und habe natürlich keinerlei Antwort erhalten, womit bewiesen wäre, dass es sich um keinen Irrtum gehandelt hat und dass die Polizei an solchen Bagatellen nicht interessiert ist.
Um 18:00 Uhr legten wir ab und werden nach 4 Seetagen Atlantiküberquerung Brasilien erreichen.
18. Reisetag – Freitag, 03.01.2025 – Seetag
Das Skatturnier findet seit unserem Gespräch mit dem Kreuzfahrtdirektor im Pichler’s statt und nicht mehr in der Bibliothek. Ob mich die Skatbrüder deswegen lieben werden, wage ich zu bezweifeln.
Am Abend in Harry’s Bar kam ich mit einer Kellnerin ins Gespräch. Sie erzählte, dass sie seit 6 Monaten an Bord ist und trotz eines Crashkurses in Deutsch gerade am Anfang Probleme hatte, die Gäste zu verstehen.
So wurde im Kurs z. B. folgendes geübt, zunächst auf Englisch:
Die Kellnerin fragt: Do you want some more coffee?
Mögliche Antworten des Gastes:
- No, thank you
- Yes, please
- Yes, a little
Und nun das Ganze auf Deutsch
Möchten sie noch etwas Kaffee?
- Nein, danke
- Ja, bitte
- Ja, ein wenig
Dass es für den Begriff „a little“ in Deutschland so viele Varianten gibt, waren ihr anfangs gar nicht bewusst gewesen und sie zählte auf:
- ein wenig
- ein bisschen
- a bisserl
- a wäng
- e bissje
- … und noch weiteren Varianten im germanischem Slang.
Viele Passagiere machen sich anscheinend überhaupt keine Gedanken darüber, dass sie, wenn sie in ihrem Dialekt und nicht Hochdeutsch sprechen, die Crew im Service, die hauptsächlich von den Philippinen und aus Indonesien stammt, in arge Verlegenheit bringen.
Für morgen steht der Maritime Frühschoppen auf dem Programm, auf dem frische Austern angeboten werden sollen.
Doris fragte zu diesem Thema unsren Kreuzfahrtdirektor flaxenderweise, wann denn heute Nacht der Austernkutter käme und längs an der ARTANIA festmachen würde, sie möchte das Manöver so gerne fotografieren.
Der gute Jörn Hofer wusste mit dieser Frage natürlich nichts anzufangen, bis Doris ihn aufklärte, dass es doch morgen frische Austern gäbe und die müssen, da wir ja mitten auf dem Atlantik sind, irgenwie herbeigeschafft werden.
Man einigte sich gütlich darauf, dass die Austern doch vor der Reise ganz frisch eingefroren worden sind. 😊
19. Reisetag – Samstag, 04.01.2025 – Seetag
Die Meldung des Tages:
Florante Batul wird endlich einen neuen Vertrag bekommen; er wird allerdings nicht auf der ARTANIA sondern auf der AMADEA zum Einsatz kommen.
Ich hatte ja im ersten Blogeintrag im Kapitel „Reisevorbereitung“ geschildert, dass unser Lieblingskellner Florante seit Monaten auf einen Vertrag wartet.
Normalerweise ist es so, dass nach dem Ablauf eines Arbeitsvertrags über 6 oder 9 Monate ein Vierteljahr „Vacation“, also (unbezahlte) Freizeit ansteht und anschließend ein neuer Vertrag gemacht wird.
Florante ist, warum auch immer, aus dieser sogenannten „Rotation“ herausgefallen.
Deshalb baten wir vor unserer Reise den Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer, in dieser Sache doch mal nachzuhaken, was er auch gewissenhaft getan hat.
Als wir an Bord kamen, erklärte er uns, dass sämtliche Vorgesetzte von Florante, angefangen von den Restaurant-Aufsichten, über Gül, die derzeitige Maître d’hôtel und auch der Hotel-Direktor an Bord, Remo Jahnkow, Florante äußerst schätzten und ihn lieber gestern als heute auf der ARTANIA im Einsatz hätten. Auch sie hatten keine Erklärung für sein „Fernbleiben“.
Die Causa „Florante Batul“ wurde daraufhin an den Hotel Operations Manager bei Sea chefs, Andreas Vespermann, übertragen. Sea chefs ist ein Subunternehmen, dass die Hotel- und Restaurantbetriebe auf den Phoenixschiffen - den sogenannten Hoteldepartments - betreibt. Andreas Vespermann ist seines Zeichens Flottenchef über sämtliche Hoteldepartments von allen Phoenix Hochseeschiffen.
Man hörte erst mal lange nichts, aber heute kurz nach 15:00 Uhr rief uns Jörn Hofer auf der Kabine an, das er wiederum vom Hoteldirektor Remo Jahnkow informiert wurde, dass Florante Batul auf der AMADEA eingesetzt werden wird.
Warum nicht auf der ARTANIA , bleibt derzeit noch im Dunkeln.
Aber egal, Hauptsache Florante hat wieder einen Job.
Und vielleicht ist er im nächsten Jahr wieder auf der ARTANIA, wo wir dann wieder seinen Super-Service genießen können.
Jetzt warten wir aber erst mal ab, bis Florante sich meldet und bestätigt, dass er unterwegs zur AMADEA ist.
20. Reisetag – Sonntag, 05.01.2025 – Seetag
Um 9:15 Uhr erfolgte due Durchsage, dass wir in Kürze den Äquator passieren werden.
Er fügte dann noch hinzu, wer ihm das schönste Foto von der Äquatorlinie präsentieren würde, der erhält ein Freigetränk.
Und keine Äquatorüberquerung ohne das Spektakulum der Äquatortaufe, das ab 11:30 Uhr seinen Lauf nahm.
Auch wenn ich diesmal wegen des Andrangs nicht jedes Detail fotografisch festhalten konnte, als da wären z.B. Neptun in Großaufnahme, Einseifen der Täuflinge und deren Sturz in den Pool etc.,
Der Kapitän (mitte) musste Neptun (rechts) Rede und Antwort stehen.
(Smartphone +großer Zoom ergibt unscharfe Fotos)
... so kann ich als Trost auf noch drei weitere Äquatorüberquerungen auf dieser Reise verweisen.
Die nächste (von Süd nach Nord) erfolgt am 20.4.2024 auf der Höhe von Sulawesi/Indonesien. Die beiden weiteren erfolgen vor der Ostküste Afrikas (Nord nach Süd) und vor der Westküste Afrikas (Süd nach Nord).
21. Reisetag – Montag, 06.01.2025 – Seetag (Heilige Drei Könige)
Heute am Dreikönigtag kam Neptun noch einmal zum Einsatz. Ihm wurde der Wunsch-Weihnachtsbaum übergeben, der seit dem 4. Advent in Harry’s Bar steht.
Von der Möglichkeit auf einen Zettel seine Wünsche aufzuschreiben und an den Baum zu hängen wurde reichlich Gebrauch gemacht.
Noch vor einigen Jahren wurde der Baum an Neptun derart übergeben, dass er einfach über Bord geworfen wurde. Das macht man nicht mehr, um zu verhindern, dass Segel- oder Fischerboote mit dem Baum kollidieren.
Neuerdings holt also Neptun den Baum persönlich ab und schreddert ihn irgendwo im Bauch der ARTANIA. Das soll aber bezüglich der Erfüllung der Wünsche absolut geleichwertig mit dem Werfen über Bord sein.
Heiliger Klabautermann sind die Passagiere abergläubig, einschließlich Doris und mir!
Heute ging der 3. Blogeintrag online. Das ist für mich insofern interessant, dass ich sehen kann, ob und wie die Zugriffszahlen steigen.
Ein absoluter Rekord seit mehr als 10 Jahren Bloggerei war am 28.12.2024 zu verzeichnen. Das war ein Tag nachdem der 2. Blogeintrag online gegangen ist und dies über einen Newsletter und über Facebook publik gemacht wurde.
Der Zugriffszähler meldete damals fast 1.500 Besucher. An „normalen“ Tagen, dass sind Tage, an denen die letzte Veröffentlichung schon ein bisschen zurück liegt, liegen die Zugriffszahlen so zwischen drei- und vierhundert pro Tag.