2. Reisetag – Mittwoch, 18.12.2024 - Seetag
Dieser 2. Reisetag verlief völlig unspektakulär, insbesondere auch, weil Kofferauspacken angesagt war.
Am Vormitttag war Doris dran, die Sachen in den Schränken und Schubladen zu verstauen, während ich am Nachmittag diese Herkulesarbeit mit dem Einräumen meiner Siebensachen vollendete.
Ein Lichtblick war, dass unsere guten Freunde Elisabeth und Clemens Groth ebenfalls an Bord waren und wir bei sämtlichen Fütterungen der Passagiere (Frühstück, Mittagessen, Kaffeestunde und Gala-Abendessen) immer zusammen an einem Tisch saßen.
Beim heutigen Gala-Abend traten wir selbstredend im feinen Zwirn auf.
Wie ich im ersten Blogeintrag bereits thematisiert habe, hatte sich Phoenix bezüglich der Kleiderordnung an Galaabenden eine neue Formulierung einfallen lassen, die suggerierte, dass für die Herren jegliche Kleidung, die nicht in die Kategorie Smoking, Dinner-Jacket oder Abendanzug fiel, dem Anlass nicht angemessen sei. Eine schicke Kombination genügte demnach diesen gehobenen Ansprüchen nicht mehr.
Nachdem ich Anfang Dezember eine „Protest-Mail“ an Phoenix schickte und gleichzeitig in einer ARTANIA-Facebook-Gruppe eine Diskussion anzettelte, indem ich die neue „verschärfte Kleiderordnung“ dort postete, ruderte Phoenix zurück und das Thema Smoking & Co. war vom Tisch.
Nicht unbedingt wegen meiner E-Mail (eine Antwort habe ich nie erhalten), sondern wegen der Facebook-Diskussion mit weit über 300 Diskussionsbeiträgen. Der allgemeine Tenor war, dass hier Phoenix über das Ziel hinausgeschossen sei.
Schon wenige Tage später wurde für einen Galaabend, wie bisher auch, lediglich „elegante Kleidung“ vorgeschlagen.
3. Reisetag – Donnerstag, 19.12.2024 – Antwerpen/Belgien
Pünktlich um 7:30 Uhr laufen wir in Antwerpen ein.
Antwerpen liegt an der Schelde, 88 km vor ihrer Mündung in die Nordsee. Der Fluss weitet sich im Stadtgebiet zu einer breiten, von Seeschiffen befahrbaren Trichtermündung auf, die über den Meeresarm Westerschelde zur Nordsee führt.
(Quelle: Wikipedia)
Die Pier, an der die ARTANIA festmachte, liegt äußerst zentral in der Nähe des Stadtzentrums.
Gegen 10:30 Uhr starten wir unseren Landgang zusammen mit Elisabeth und Clemens Groth.
Es regnet und es weht ständig ein starker kalter Wind, was dem Wohlbehagen diametral gegenübersteht. Und auch das gleichzeitige Hantieren mit Schirm und Smartphone ist beim Fotografieren bemerkenswert umständlich.
Der erste Eindruck von Antwerpen ist äußerst positiv. Das prachtvolle Gebäudeensemble am „Grote Markt“ hat uns schwer beeindruckt
Aber trotz aller touristischen Verlockungen hatte das Auffinden eines Schuhgeschäfts die höchste Priorität. Warum das?
Weil Doris vorgestern während der Taxifahrt zum Frankfurter Flughafen auf halber Strecke festgestellt hat, dass sie noch ihre Hausschuhe anhatte. Wären das ausgelatschte Filzpantoffel gewesen, hätte sie den Fauxpas wahrscheinlich noch rechtzeitig bemerkt, was bei den „Hybrid-Schuhen“, die man sowohl zu Hause als auch durchaus auf der Straße tragen kann nicht der Fall war. Zum Umkehren war es nun zu spät ...
... und deshalb war jetzt die Anschaffung eines festen Straßenschuhs von Nöten.
Da ein Schuhkauf immer eine aufregende Sache ist, machten wir danach erst einmal Rast in einem urigen Café (Du Muze)
Ob des ekligen Wetters verkürzten wir unseren Stadtrundgang und außer einigen Weihnachtsmarkt-Buden, die sich auf der gesamten Innenstadt verteilten, blieben sonstige touristischen Ziele unbesucht.
Gegen halb drei waren wir dann auch schon wieder zurück auf der ARTANIA.
Wir waren noch nicht ganz in unserer Kabine angekommen, als eine Durchsage des Kreuzfahrtdirektors erfolgte. Er musste den Passagieren leider mitteilen, dass das für morgen geplante Anlaufen von Amsterdam ausfallen müsse. Grund sind die für morgen vorausgesagten starke Winde. Jetzt ist die ARTANIA recht sturmerprobt, aber um per Schiff nach Amsterdam zu gelangen, muss die Schleuse bei Ijmuiden passiert werden. Starker Wind, Schiff und Schleuse harmonieren nun einmal ganz und gar nicht und die Hafenbehörden haben gewarnt, dass eine entsprechende Passage zu gefährlich wäre.
Ergo würden wir erst am nächsten Tag nachmittags mit Ziel Hamburg unseren Liegeplatz in Antwerpen verlassen.
Als Trostpflaster wurde ein kostenloser Bustransfer nach Amsterdam angeboten. Der Bus würde um 8:00 Uhr losfahren und je nach Verkehrslage Amsterdam in 2-3 Stunden erreichen. Um 13:15 Uhr sollte bzw. musste es dann auch schon wieder zurückgehen.
Für uns war das keine Alternative.
Wir waren aber auch nicht böse, noch einen Tag länger in Antwerpen zu bleiben, schließlich sollte morgen das Wetter viel besser als heute sein, mit weniger Wind und ohne Regen.
4. Reisetag – Freitag, 20.12.2024 – Antwerpen/Belgien (2. Tag)
Nach dem Frühstück trabten wir in der gleichen Konstellation wie gestern, also zusammen mit den Groths, gegen 10: 00 Uhr wieder los.
Das Wetter war wie vorhergesagt, zwar mit recht niedriger Temperatur so um die 3° C, aber ab und zu ließ sich sogar die Sonne blicken.
Wie wir auf unserem Weg durch die Stadt feststellen konnten, sind nicht nur die Niederländer ein fahrradaffines Völkchen, sondern auch die Antwerpener.
Und sie sind gekonnte Radfahrer. Sie radeln mit rasantem Tempo auf Straßen und durch Fußgängerzonen. Dabei kann man bewundern, wie sie in den Fußgängerzonen mit viel Geschick und Können um die Fußgänger herumfahren, wie alpine Skifahrer um die Slalomstangen.
"Diamonds are the girls best friends"
Antwerpen ist die Stadt der Diamanten. An der Hauptgeschäftsstraße zum Antwerpen Centraal liegt ein Laden mit Diamantenschmuck neben dem anderen.
Unser Ziel war Antwerpen Centraal, der Hauptbahnhof, den wir nach einem 30-minütigen Fußmarsch erreichten.
Der Bahnhof kann sich wirklich sehen lassen, sowohl von außen als auch von innen.
In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs stand ein Riesenrad mit dem klangvollen Namen „The View“, das uns magisch anzog. Als einzige Passagiere (von 216 möglichen Fahrgästen in 36 Gondeln) drehten wir exklusiv unsere Runden, um Antwerpen aus 50 Meter Höhe zu erleben.
In luftiger Höhe entdeckten wir ein chinesisches Tor, wie es in vielen Metropolen den Eingang zu einem Chinatown kennzeichnet.
Nach der Riesenradfahrt lenkten wir unseren Weg schnurstracks Richtung Chinatown. Chinatown entpuppte sich aber lediglich als eine kurze China-Street, mit einigen düsteren chinesischen Lebensmittelgeschäften und Restaurants.
Der nächste Punkt auf unserer To-Do-Liste war der Verzehr einer belgischen Waffel, alternativ eine Tüte belgische Pommes. Leider waren die Straßen rund um den Bahnhof 0815-City-Straßen mit Kaufhäusern und Fast-Food-Restaurants und sonstigen Läden, wie man sie in jeder Großstadt findet und die wenig bis gar kein Flair besitzen.
So war die Suche nach einer kleinen Konditorei oder einer Pommesbude, die nicht von McDonalds oder Burger King betrieben wird, erfolglos. Auch in den Seitenstraßen wurden wir nicht fündig.
Aber als brauchbare Alternative fanden wir eine kleine originelle Kneipe, wo wir mit heißem Kaffee und einem Teller mit Käsewürfeln versorgt wurden.
Auf dem Rückweg zur Artania kamen wir dann doch noch in den Genuss der angestrebten Waffel.
Das Ablegen der ARTANIA war für 17 Uhr vorgesehen, verzögerte sich um eine gute Stunde, weil einer der Bus mit den Ausflüglern in Amsterdam auf einen Passagier warte, der der bezüglich der Abfahrtszeit 13:15 Uhr mit 14:15 verwechselt hatte.
Ich fand es übrigens nicht so geschickt, dass der Kreuzfahrer bei seiner Ansage wegen der Verspätungen, ganz offen mit dem Warten auf einen schusseligen Passagier begründete.
Ich bevorzuge zwar offene, transparente und ehrliche Information und Kommunikation. Aber hier könnte der ein oder andere Spitzklicker daraus die Lehre ziehen, dass man es zwecks Einhalten einer vorgegebenen Abfahrtszeit eines Ausflugbusses gar nicht so genau nehmen muss. Schließlich weiß man ja jetzt, dass geduldig auf verspätete Trödler gewartet wird.
Als kleines Trostpflaster für die ausgefallene Destination Amsterdam und die verspätete Abfahrt von Phoenix beim Ablegen Sekt und O-Saft spendiert.
Nach dem Abendessen machten wir eine Stippvisite auf dem Phoenix-Weihnachtsmarkt in der Kopernukus-Bar auf Deck 8. Hier gab es (gratis) Bratwurst, gebrannte Mandeln und Linseneintopf, wovon die Gäste trotz vorheriger Mahlzeit gerne und reichlich Gebrauch machen.
Ich begnügte mich mit einem Glühwein, um kurz darauf ins gemütlichere Schiffsinnere zu verschwinden, um mir in Harry’s Bar noch einen Absacker (alkoholfreies Weizenbier) zu gönnen.
5. Reisetag – Samstag, 21.12.2024 – Seetag
Schon gestern wurde der große Weihnachtsbaum im Foyer vor dem Restaurant "Vier Jahreszeiten" aufgestellt .
Wir vermissen noch die elektrische Eisenbahn, die in den letzten Jahren immer unermüdlich das schön geschmückte Nadelgehölz umkreiste.
Aber wir haben noch die Hoffnung, dass sie doch noch bis zum Heiligen Abend aufgebaut wird.
Morgen geht die Adventreise zu Ende und es startet die Weltreise.
Wie üblich fand am letzten Seetag der Reise von 11-12 Uhr der allseits beliebte “Stadl-Frühschoppen“ mit Freibier, Weißwurst, Schweinsbraten etc. statt. Wegen des usseligen Wetters wurde diese Vergnüglichkeit nicht im Freien auf Deck 8 in der Kopernikus-Bar, sondern im Schiffsinneren im Restaurant “Vier Jahreszeiten“ zelebriert.
Auch Doris und ich stürzten uns gegen 11:30 Uhr ins Gewühl, um wie hunderte andere Passagiere auch, deftige Speisen zu uns zu nehmen.
Zwar habe ich verabsäumt von diesem Event Fotos zu machen, aber da bis zum Ende unserer Reise noch weitere 8 Stadl-Frühschoppen auf dem Programm stehen werden, wird es irgendwann schon mal klappen.
Wahrscheinlich gehörten wir zu den wenigen Ausnahmen, die nicht um 12:30 Uhr schon wieder zum reich gedeckten Mittagstisch eilten. Wir suchten stattdessen zwecks Ausruhen unsere Kabine auf.
Um 15:30 Uhr mussten wir allerdings schon wieder das Restaurant “Vier Jahreszeiten“ aufsuchen, denn dort wartete die „Weihnachtliche Tee- und Kaffeestunde“
Fast alle Mitreisenden müssen heute ihre Koffer packen, da sie morgen von Bord gehen.
Wir befürchteten beinahe, auch von Bord zu müssen, denn wir fanden in unserer Kabine 3 grüne Banderolen, die man an den Koffern befestigen soll. „Grün“ bedeutete: Bustransfer von Hamburg nach Frankfurt am 22.12.2024 um 10:00 Uhr.
Der Kabinensteward, der uns diese Abeise-Fazilität in die Kabine gelegt hatte, meinte, dass wir auf der entsprechenden Liste stünden. Er hat aber ohne Widerspruch die Banderolen wieder entgegen genommen, nachdem wir ihm glaubhaft versichern konnten, dass wir noch ein paar Tage länger an Bord bleiben würden.
6. Reisetag – Sonntag, 22.12.2024 – Hamburg
Der Tag begann gegen Viertel vor 5 mit Ungemach. Die Spülung der Vakuum-Toilette in unserer Kabine streikte. Vor dem Schlafengehen war noch alles in Ordnung.
Ein kurzer Anruf an der Rezeption genügte und der Notdienst-Klempner eilte herbei. Er inspizierte kurz unsere Toilette, um sofort wieder zu entschwinden, da das Problem im Leitungssystem außerhalb unseres Badezimmers lag.
Um viertel nach 5 war die Welt wieder in Ordnung, zumindest für uns Passagiere. Der Crew stand ein harter Tag bevor bzw. war der harte Tag schon im vollen Gange.
Seit 2 Uhr in der Nacht mussten die Koffer, die von den abreisenden Passagieren vor den Kabinen in die Gänge gestellt wurden, eingesammelt werden.
Nach dem Anlegen wurde das eingesammelte Gepäck in großen Käfige gestapelt per Kran von der ARTANIA an Land geschafft.
Die umgekehrte Prozedur erfolgt dann am Nachmittag, wenn die neuen Gäste angereist kommen (heute ca. 850 an der Zahl). Das heißt, dass mehr als 2000 Koffer vor die zugehörigen Kabinen, die auf den Kofferanhängern vermerkt sind, zu befördern sind.
Die Kabinenstewardessen und Kabinenstewards müssen die Kabinen auf Vordermann bringen und zwar zwischen 9:00 Uhr, wenn die abreisenden Gäste ihre Kabine geräumt haben müssen bis 15:00 Uhr, wenn die ersten neuen Passagiere an Bord kommen.
Für die Neuankömmlinge stehen sämtliche Crewmitglieder vom Housekeeping parat, um die Gäste auf ihre Kabinen zu geleiten.
Und noch tausend andere Dinge sind zu tun, um eine möglichst reibungslose Ein- und Ausschiffung zu gewährleisten, wie Check-in oder zusätzlicher warmer Imbiss am Nachmittag für hungrige Neuankömmlinge.
Auch der Kreuzfahrtdirektor hat zu tun, er steht mehrere Stunden an der Gangway, erst um jeden einzelnen Abreisenden zu verabschieden und später jeden einzelnen Ankömmling zu begrüßen. Heute allerdings hatte unser Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer Glück, weil jemand anders am Nachmittag die Rolle des Grüß-August übernommen hatte (dazu später mehr).
Dass Passagierwechsel sein muss liegt auf der Hand, aber wenn dieser Stress-Hoch-Drei-Tag alle 5-7 Tage stattfindet, wie jetzt im November und Dezember bei den Kurzkreuzfahrten, ist das schon eine ziemlich harte Nummer, denn normalerweise dauern Kreuzfahrten im Schnitt ca. 3 Wochen.
Also Hut ab vor der Crew!!!
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir mit etwas Wehmut Familie Groth, die den Weg nach Hause antreten wollten.
Nachdem Familie Groth den Reisebus nach Hannover bestigen hatten, machten wir uns für unseren Landgang fertig.
Unser Weg führte (ähnlich wie in Antwerpen) zum Bahnhof. Aber nicht weil der Bahnhof Altona baulich so interessant wäre, sondern weil sich dort ein Lidl befindet. Es war zwar Sonntag, aber für die Geschäfte in Bahnhöfen galt das strenge deutsche Ladenschlussgesetz nicht.
Den Weg dorthin bewältigten wir zu Fuß. Da wir dort nicht nur einen geöffneten Lidl vorfanden, sondern auch eine genauso geöffnete Rossmann Drogerie konnten wir neben Bodylotion (da diesbezüglich vom Housekeeping nichts mehr in die Dusche geliefert wird) , Duschgel (weil das in der Dusche irgendwie nicht allzu toll ist) auch einen kleinen Schirm kaufen, da meiner noch zu Hause liegt, obwohl ich Stein und Bein schwören könnte, dass ich ihn eingepackt hatte.
Bei Lidl erstanden wir noch Batterien, um unser mitgebrachtes Zimmerthermometer damit bestücken zu können.
Gegen 13:00 Uhr trafen die ersten neuen Passagiere im Terminal ein. Die Zeit bis zum Beginn des Check-ins um 15:00 Uhr wurde musikalisch von einem Shanty-Chor überbrückt.
Zurück auf der ARTANIA konnten wir den Ballast, den wir eingekauft hatten, wieder abwerfen, um uns nun zu Fuß Richtung Landungsbrücken zu bewegen.
Ein Kurzbesuch des alten Elbtunnels. Der Eingang ist nur einen Steinwurf weit von den Landungsbrücken entfernt. Auf eine vollständige Unterquerung der Elbe haben wir verzichtet.
Den Rückweg von den Landungsbrücken nahmen wir über die Hafenstraße ...
Die Graffitis der linken Szene waren ein schönes Fotomotiv,
... während bei den 5 jungen zwielichtigen Männern, die augenscheinlich auf Kundschaft für irgendwelche Drogengeschäfte warteten, mein Handy in der Hosentasche blieb.
Dieses Schild befand sich direkt bei der Dealer-Ecke. Übersetzung:
Drogen zu verkaufen ist nicht unser Wunsch.
Wenn man uns erlaubt zu bleiben und zu arbeiten, würde hier niemand etwas verkaufen.
Da ist etwas Wahres dran!
Als wir an einem Fisch-Imbiss vorbeikamen, kam ich nicht umhin, mir dort ein Fischbrötchen (Bismarck) zu kaufen. Der Kauf hat sich gelohnt. Zwar war der Preis von 5,00 € kein Schnäppchen, aber einen so guten Fischweck hatte ich bisher noch nicht gegessen.
Im Hafenterminal trafen wir Hagenows, alte Bekannte, die wir von früheren Kreuzfahrten kennen. Sie fuhren allerdings nicht mit der ARTANIA mit, sondern waren nur da, um das Schiff beim Start für die Weltreise zu verabschieden.
Zurück an Bord dräute schon die für 18:00 Uhr angesetzte Rettungsübung. Über Lautsprecher wurden wir informiert, dass wir im Rahmen der Übung zusätzlich draußen an Deck 4 anzutreten haben und deshalb warme Kleidung anziehen sollten.
Dass es nach den üblichen Einweisungen für den Notfall an den Sammelpunkten, den sogenannten Musterstationen, im Gänsemarsch zu den Rettungsbooten an Deck ging, gehörte noch vor einigen Jahren zum Repertoire einer jeden Übung.
Irgendwann ist man davon abgekommen und dieser Teil einer Schiffsevakuierung wurde lediglich verbal thematisiert.
Warum nun ausgerechnet an so einem ungemütlichen Tag so verfahren wurde wie früher, blieb im Dunkeln. War es eine Idee von Kapitän Hansen, der heute Kapitän Alex Zinkovskyi abgelöst hat? War es Michael Schulz geschuldet? Michael Schulz ist ein “hohes Tier“ bei Phoenix und seines Zeichens “Direktor Schiffsreisen“. Er war heute an Bord, um die Ankömmlinge für die anstehende Weltreise zu begrüßen, eine Aufgabe, die ansonsten der Kreuzfahrtdirektor ausübt.
Aber es half alles nix, mit Haut und Mantel ging’s zur Musterstation, wo in einem ca. 20-minütigen Vortrag das Verhalten in einem Notfall erläutert wurde. Dann wurde das Anlegen der Schwimmweste geübt und mit umgeschnallter Schwimmweste ging es nach draußen.
Ob es gesund ist, erst im Warmen in voller Montur im Schiffsinneren im eigenen Saft zu schmoren, um sich anschließend in den kalten Wind zu stellen, ist sehr fraglich. Der berühmt-berüchtigte ARTANIA-Husten lässt grüßen.
Um 19:00 Uhr legte die ARTANIA ab, ohne viel Tamm-Tamm und Auslaufparty, nur mit einem Gläschen Sekt. Ein erhebendes Gefühl, so am Anfang einer hoffentlich grandiosen Weltreise zu stehen.
Um 20:30 Uhr eröffnete der Phoenix-Weihnachtsmarkt seine Pforten. Zwar fand dieses Event ja schon einmal vor zwei Tagen statt, aber die meisten Glühweintrinker und Würstchenesser von damals sind ja heute von Bord gegangen.
Für die Crew bedeutete das einen immensen Aufwand. Die gesamte Deko und Buden mussten abgebaut werden, nur um zwei Tage später wieder aufgebaut und installiert zu werden.
War vor zwei Tagen hier reger Betrieb, waren heute nur eine Handvoll Leute zu sehen, da es regnete. Wirklich sehr schade für Crew und Gäste
Wo sich vorgestern die Leute gegenseitig auf die Füße getreten sind, herrschte heute beinahe gähnende Leere.
7. Reisetag – Montag, 23.12.2024 – Seetag
Schon gestern Abend hat der Kreuzfahrtdirektor für die Nacht vor Sturm und hohen Wellen gewarnt.
Der morgige Gala-Abend wurde deshalb abgesagt und auf den 1. Weihnachtsfeiertag verschoben
So ab 4 Uhr morgens fing es an, richtig zur Sache zu gehen. Das Schiff schwankte und schaukelte so stark, dass die ersten Gegenstände durch die Kabine flogen. Wir schoben die Sachen auf dem Schreibtisch möglichst weit von der Tischkante weg und hofften so, alle sicherungstechnischen Maßnahmen getroffen zu haben.
Aber am Morgen war ersichtlich, dass es doch den ein oder anderen Flurschaden gegeben hat.
Die Mandeln vom gestrigen Weihnachtsmarkt hatten ihre Papiertüte verlassen und verteilten sich auf dem Fußboden zusammen mit den Pralinen, die vom Galaabend noch übrig waren.
Schlimmer sah es im Bad aus. Dass sich der Inhalt von Doris‘ Kulturbeutel, den Mandeln nicht unähnlich, auf dem Badezimmerboden wiederfand, war nicht weiter schlimm. Allerdings ist auch ein gläserner Zahnputzbecher zu Bruch gegangen. Wegen der Scherben auf dem Boden, musste das morgendliche Duschen auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Neben dem Duschen fiel aus “windigen“ Gründen auch der heutige, für den Vormittag avisierte Maritime Frühschoppen aus.
Am späten Vormittag beruhigten sich Wind und Wellen allmählich.
8. Reisetag – Dienstag, 24.12.2024 – Seetag – Heiligabend
Heute trafen wir einige von unseren Bekannten an Bord wieder, die gestern wegen diverser Unpässlichkeiten, die der rauen See geschuldet waren, einen Aufenthalt in der Kabine vorgezogen hatten und insbesondere die Restaurants zu den Mahlzeiten mieden.
Obwohl der Sturm schon etwas nachgelassen hatte, waren die Pools noch nicht gefüllt, sodass ein erfrischendes Bad leider nicht möglich war.
Der Vormittag des Heiligen Abend an Bord unterschied sich nicht von den üblichen Seetagen. Shuffle Board, “Bauch, Beine, Po“ etc., also Animationsangebote wie sonst auch.
Ab Nachmittag wurde es dann schon feierlicher; hier einige Programmpunkte aus dem heutigen Tagesprogramm.
Nachdem wir uns während der weihnachtlichen Kaffeestunde ein Stück des sehr schmackhaften Stollens genehmigt hatten, ...
... versuchten wir die so angehäuften Kalorien im Fitnessraum wieder loszuwerden, während in dieser Zeit der Großteil der Passagiere sich zum Weihnachtsliedersingen im Foyer eingefunden hatte.
Zum Abendessen im Lido-Restaurant wurden Reh-Sauerbraten und der Klassiker „Würstchen mit Kartoffelsalat“ angeboten. Wir entschieden uns für die klassische Variante und krönten das Menü hinterher mit einem Eisbecher, womit ein erneuter Besuch im Fitnessraum für morgen wohl notwendig sein wird.
Unser Kabinensteward, Ruben, überraschte uns mit der Überbringung eines Pakets von der Familie Groth.
Das Glas mit Leberwurst wird irgendwann noch hier an Bord einen persönlichen Gourmet-Abend einleiten. 😊
Die elektrische Eisenbahn war tatsächlich aufgebaut, aber es fuhr kein Zug. Die Lokomotive stand bewegungslos mit nur einem angekoppelten Waggon auf dem Gleis, der zweite Wagen war hinter dem Weihnachtsbaum versteckt.
Als der Kreuzfahrtdirektor uns Frohe Weihnachten gewünscht hatte, nutzten wir die Gelegenheit ihm zu erklären, dass wir diese Kreuzfahrt eigentlich nur wegen der elektrischen Eisenbahn gemacht hätten und nun fuhr sie nicht, als hätte sie sich die Deutsche Bahn als Vorbild genommen.
Er kümmerte sich sofort um die notwendige Bahnsanierung und brachte die Lok mit dem Waggon zum Laufen.
Das Glück währte allerdings nicht lange, da der Waggon entgleiste und von der Schiene genommen werden mussten.
Ergo dreht die Lok nun ohne Waggons ihre Runden, wie weiland die Emma mit Lukas dem Lokomotivführer auf Lummerland.
Mit einer halben Tasse Gulaschsuppe und einigen Käsespießchen vom Late-Night-Snack-Buffet beendete ich den Heiligen Abend. (Doris hat heldenhaft das Buffet ignoriert.)
9. Reisetag – Mittwoch, 25.12.2024 - Seetag – 1. Weihnachtsfeiertag
Seetag ist auch immer Bürotag und "mein" Büro befindet sich seit Jahr und Tag in der ARTANIA-Bibliothek.
Der späte Nachmittag läutete den Galaabend ein, mit Kapitän-Fototermin und Vorstellung der wichtigen Offiziere und Crewmitglieder, wie z.B. die Küchenchefin Katrin Gabardi.
Ein idealer Zeitpunkt für einen Besuch des Fitnessraums, weil dieser dann erfahrungsgemäß leer ist.
Lobend erwähnenswert ist das heutig Gala-Abendessen. Es gab Gänsebraten, Klöße und Rotkohl pur ohne Aufpeppen mit irgendwelchem Schnickschnack der Nouvelle Cuisine oder was man hier an Bord dafür hält. Es hat ausgezeichnet geschmeckt.
10. Reisetag – Donnerstag, 26.12.2024 – Lissabon/Portugal – 2. Weihnachtsfeiertag
Die Linienbusse in Lissabon waren allerdings noch in Feiertagsstimmung (Feliz Natal = Frohe Weihnachten).
Auf der ARTANIA war Weihachten so gut wie vorbei, genau wie in Lissabon auch, denn hier ist der 26.12. kein Feiertag mehr.
Gegen 11:00 Uhr bog die Artania vom Atlantik in den Fluss Tejo. Die Passage verfolgten wir draußen auf dem Promenadendeck, denn wir passierten etliche Sehenswürdigkeiten von Lissabon, bevor wir unseren Liegeplatz an der Santa Apolonia Pier erreichten, als da wären:
- die Hängebrücke Ponte 25 de Abril, die eine große Ähnlichkeit mit der Golden Gate Bridge in San Francisco aufweist,
- die monumentale Christusstatue Cristo Rei, die der berühmten Statue in Rio de Janeiro nachempfunden ist,
- den Torre del Belem, eines der bekanntesten Wahrzeichen Lissabons,
- das Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen).
An der Phoenix-Bar wurde heiße Bouillon ausgeschenkt, die vorläufig unser Mittagessen ersetzen musste. Wir wollten nach der Schiffsfreigabe gegen 12:30 Uhr sofort unseren Landgang beginnen, da erfahrungsgemäß bei Ankunft um die hohe Essenszeit die gesamte Schar der Passagiere gleichzeitig die Restaurants flutet.
Für unseren Landgang hatten wir kein großartiges Konzept ausgearbeitet, sondern wollten lediglich ein wenig durch die nahegelegene Altstadt pengeln, allerdings mit einem ganz wichtigen Anlaufpunkt, der Patisserie Nataria Nacional.
Hier gibt es die zweitbesten Pasteis de Nata, eine Spezialität von Lissabon.
Wir hatten sie letztes Jahr schon einmal probiert und für sehr gut befunden.
Die besten und originalen Pasteis gibt es im Stadtteil Belem, aber es wäre etwas aufwendiger, um dorthin zu kommen.
Dass es dort die besten gibt, hat uns vor 3 Jahren ein Fremdenführer glaubhaft versichert und wir konnten uns von dieser Aussage durch Probieren überzeugen.
Aber der Unterschied zwischen Platz 1 und 2 ist kaum merkbar.
Eine Fahrt mit der nostalgischen Straßenbahn war nicht erstrebenswert, es sei denn, man liebt die Enge und Tuchfühlung mit Fremden.
Nach dem Genuss der Pasteis (1,40 €/Stück) ließen wir uns bei lauem Frühlingswetter ein wenig durch die Straßen treiben, um irgendwann zum Schiff zurückzukehren.
Während in Deutschland das Wetter noch kühl, nass und trübe ist, sitzt man hier in den Restaurants und Cafés schon draußen.
Um 19:00 Uhr, es war bereits dunkel, verließ die ARTANIA wieder Lissabon.